Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU)
Lieferengpässen bei Arzneimitteln: Internationales Forschungsprojekt mit vorläufigen Ergebnissen
iStock / nortonrsx

Lieferengpässe bei Arzneimitteln: Internationales Forschungsprojekt mit vorläufigen Ergebnissen

24. März 2025
#News
Lieferengpässen bei Arzneimitteln: Internationales Forschungsprojekt mit vorläufigen Ergebnissen
iStock / nortonrsx

Fast jeder hat es bereits selbst erlebt oder im Bekanntenkreis davon gehört: Man kommt in eine Apotheke und erfährt, dass das benötigte Medikament nicht lieferbar ist. Damit gerät ein Grundpfeiler der Versorgung ins Wanken, und das Vertrauen in die Fürsorgepflicht des Staates geht verloren. Gesundheit ist ein zentrales Gut. Wie konnte es dazu kommen, wie stark sind Patient*innen, Apotheker*innen und Ärztinnen und Ärzte betroffen, und was sagen die Hersteller selbst zu diesem Thema? Das waren gute Gründe für ein spannendes internationales Forschungsprojekt der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) zu einem zentralen Problem unserer Zeit zu imitieren.

Zwei Jahre später liegen nun die ersten vorläufigen Ergebnisse vor. Diese wurden von den Studienleitern PD DDr. Olaf Rose und Dr. Stephanie Clemens auf dem ApoKongress in Schladming präsentiert. Unmittelbar danach hallte das Echo schon durch die nationalen Medien.

In Österreich beteiligten sich über 200 Apotheken an der Umfrage. Es wurde ermittelt, dass etwa jeder dritte Patientenkontakt von einem Lieferengpass betroffen ist. Um das Problem zu lösen, muss manchmal nur ein wirkstoffgleiches Medikament gefunden werden. Es kann aber auch eine mitunter zeitaufwändige Rücksprache mit den Ärztinnen und Ärzte notwendig werden. Entsprechend wurde die telefonische Erreichbarkeit als zentrales Problem gesehen; im Durchschnitt dauert es 12 Minuten, um eine Lösung herbeizuführen. Das bedeutet, dass sich vom Einkauf bis zur Recherche quasi immer jemand in der Apotheke nur um das Lösen der Lieferengpässe kümmert. 84 % der österreichischen Apotheken stellen infolgedessen Medikamente selbst her, um ihre Patient*innen trotz Lieferengpässen zu versorgen. Arztpraxen sind ebenfalls betroffen, schließlich werden sie häufig um Problemlösung ersucht. Hier schlagen etwa 9 % der Patient*innen auf, und es dauert ebenfalls 12 Minuten, um einen Fall zu lösen. Insgesamt fühlen sich Apotheken und Praxen stark in ihrer eigentlichen Arbeit beeinträchtigt.

147 befragte Patient*innen in Österreich erfuhren hauptsächlich einen Wechsel auf ein anderes Medikament oder eine kurze Unterbrechung ihrer Therapie. Aber auch massive Verzögerungen und Therapieabbrüche wurden geschildert. Insgesamt wird die schwierige Versorgung als politisches Versagen gedeutet.

Die Hersteller gaben überraschend an, dass logistische Probleme meistens lösbar sind. Die globale Inflation bei gleichzeitig festgefrorenen Generika-Preisen sei akut ein Problem. Sie warnen vor einer starken Verengung auf der Anbieterseite. Eine Rückverlagerung der Produktion nach Europa scheint im nennenswerten Umfang höchst unwahrscheinlich. Die durch den EU Green Deal vorgegebene ressourcensparende und umweltverträgliche Produktion wird begrüßt, könne aber nicht zum Nulltarif umgesetzt werden. Die eingesetzte österreichische Taskforce wird hingegen ausdrücklich gelobt.

Die Ergebnisse wurden zur Veröffentlichung eingereicht und müssen noch den Peer-Review-Prozess durchlaufen, bevor sie veröffentlicht werden können. Wir werden die Ergebnisse auf pmu.ac.at veröffentlichen sowie auf unseren Social Media Kanälen dazu informieren. 

Beteiligte Forschende

Olaf
Priv.-Doz. Dr. Dr. Olaf Rose //
Institut für Pharmazie
Leiter der Forschungsgruppe Pharmakotherapie und translationale Forschung
Stephanie
Mag.a pharm. Stephanie Clemens //
Institut für Pharmazie
Postdoc Klinische Pharmazie
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